Grenzen setzen lernen: 3 systemische Strategien, um im Job und in der Partnerschaft 'Nein' zu sagen – ohne Schuldgefühle
- engaj80
- vor 52 Minuten
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Kennen Sie das? Sie sagen "Ja", obwohl Ihr Bauch "Nein" schreit, nur um dann von einem überwältigenden Gefühl der Schuld oder Angst vor Ablehnung überrollt zu werden?
Sie übernehmen die zusätzliche Aufgabe im Job, obwohl Ihre Deadline brennt. Sie sagen der Freundin zu, obwohl Sie todmüde sind. Kurzfristig vermeiden Sie einen Konflikt, doch langfristig führt diese "Ja-Falle" direkt in die Überlastung – und ist oft der heimliche Weg ins Burnout.
Gerade wir Frauen zwischen 25 und 45 stehen im Spannungsfeld zwischen Karriere-Leistung, Beziehungsarbeit und gesellschaftlichen Erwartungen, die ein grenzenloses "Ja" fordern.
Als Heilpraktikerin für Psychotherapie mit Schwerpunkt Systemische Beratung möchte ich Ihnen heute einen Blickwechsel anbieten: Grenzen sind kein egoistischer Akt, sondern ein Schutz für das gesamte System.
Die systemische Basis: Warum fällt uns das "Nein" so schwer?
Die Schwierigkeit, Grenzen zu setzen, ist selten eine Charakterschwäche. Sie ist oft systemisch bedingt. Wir haben in unseren ursprünglichen Systemen (Familie, Schule) Muster erlernt. Vielleicht waren Sie die "Kümmerin" oder diejenige, die immer alles möglich gemacht hat, um Harmonie zu sichern.
Das Problem: Wenn diese Muster auf den überlasteten Erwachsenen-Alltag in Hamburg-Neustadt treffen, führt der ständige Versuch, das System zu stabilisieren, zur Selbstzerstörung. Um diese Muster zu durchbrechen, nutzen wir die Klarheit der Systemik.
Hier sind 3 konkrete, systemische Strategien, die das "Nein" leichter und die Schuldgefühle leiser machen.
Strategie 1 (Partnerschaft): Das "System-Schutz-Nein" etablieren
In der systemischen Sichtweise ist Ihre Beziehung (Partnerschaft oder Familie) ein dynamisches System. Wenn ein Teil des Systems (Sie selbst) erschöpft ist oder überlastet wird, leidet das ganze System – durch Gereiztheit, Konflikte oder Rückzug.
Wie Sie die Strategie anwenden:
Verschiebung des Fokus: Ihr "Nein" ist kein Akt gegen den Partner oder die Familie, sondern ein Akt für das Wohl des Gesamtsystems. Sie schützen die gemeinsame Stabilität.
Formulierungshilfe: Ändern Sie die Sprache von: „Ich will das nicht machen“ (klingt egoistisch) zu: „Das ist gerade zu viel für unser System. Ich brauche jetzt Ruhe, damit ich morgen für uns präsent sein kann.“
Ziel: Das Gegenüber versteht, dass Ihr "Nein" der Erhaltung der gemeinsamen Ressource (Ihre Energie, Ihre Gesundheit) dient. Das gemeinsame Wohlergehen wird zum Argument und entlastet Sie von der persönlichen Schuld.
Strategie 2 (Job/Alltag): Die "Ressourcen-Bilanz" als objektive Basis
Stress und Burnout entstehen, wenn die Anforderungen die verfügbaren Ressourcen im System dauerhaft übersteigen. Im Job sagen wir oft "Ja", weil wir loyal wirken wollen, ohne zu prüfen, ob die Kapazitäten da sind.
Wie Sie die Strategie anwenden:
Visualisierung: Führen Sie eine mentale oder physische Ressourcen-Bilanz. Stellen Sie sich drei Säulen vor: Zeit, Energie und Emotionale Kapazität.
Der Nein-Check: Bevor Sie im Job oder bei ehrenamtlichen Aufgaben "Ja" sagen, fragen Sie:
"Welche Ressource muss ich leeren, um das zu erfüllen? Steht diese Ressource überhaupt zur Verfügung?"
Formulierungshilfe: Ihr "Nein" wird zu einer objektiven Aussage über Ihre Kapazitäten: "Vielen Dank für das Vertrauen! Mein Ressourcenkonto für dieses Projekt ist diese Woche leider ausgeschöpft. Gerne kann ich das in der kommenden Woche neu priorisieren."
Ziel: Ihr "Nein" wird als sachliche Notwendigkeit wahrgenommen und nicht als emotionale Ablehnung. Das nimmt die persönliche Ebene aus der Ablehnung heraus und stärkt Ihre professionelle Glaubwürdigkeit.
Strategie 3 (Schuldgefühle): Die "Zirkuläre Frage" zur Selbstklärung
Selbst wenn Sie die Grenze ausgesprochen haben, taucht oft der innere Kritiker auf und flüstert Ihnen ein, Sie seien egoistisch oder undankbar. Schuldgefühle entstehen oft, weil wir uns selbst aus einer sehr einseitigen, selbstkritischen Perspektive bewerten.
Die Systemische Beratung nutzt Perspektivwechsel (Zirkuläre Fragen), um starre Muster aufzubrechen.
Wie Sie die Strategie anwenden:
Die Frage an den inneren Kritiker: Wenn das Schuldgefühl aufkommt, stellen Sie sich die Zirkuläre Frage:
“Wenn meine beste Freundin oder meine Schwester in genau dieser Situation (nach einem 10-Stunden-Tag, mit Fieber usw.) zu ihrer Kollegin 'Nein' sagen würde: Was würde ich über sie denken? Würde ich sie für egoistisch halten oder für verantwortungsvoll?”
Ziel: Sie beurteilen Ihr eigenes Verhalten plötzlich mit der Nachsicht und Klarheit, die Sie für einen geliebten Menschen hätten. Diese Diskrepanz entlarvt die Ungerechtigkeit Ihres inneren Kritikers und reduziert sofort die Intensität der Schuldgefühle.
Fazit: Ihr "Nein" ist ein Akt der Selbstfürsorge
Das Setzen von Grenzen mit systemischen Strategien hat weniger mit Mut zu tun und mehr mit Klarheit, Struktur und einem Perspektivwechsel. Sie lernen, sich selbst nicht als störenden Einzelkämpfer, sondern als wichtigen und schützenswerten Teil Ihres Systems zu sehen.
Ein gesundes "Nein" ist der wichtigste Schutzschild gegen Burnout und die beste Basis für gesunde, langanhaltende Beziehungen.
Fällt es Ihnen schwer, diese Muster alleine zu durchbrechen?
Als Heilpraktikerin für Psychotherapie in Hamburg Neustadt biete ich Ihnen in der Systemischen Beratung einen sicheren Raum, um Ihre Rollen und Muster neu zu ordnen und gesunde Grenzen zu definieren.
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